Ein Schauessen ist eine inszenierte Mahlzeit mit einem Thema, bei der nicht nur der Magen gefüllt wird, sondern auch die Ohren mit Musik und Poesie, die Nase mit Düften und Gerüchen und der Augapfel mit Skulpturen, Bildern und Dekorationen flambiert wird. Die Löcher im Gehirn werden wachgekitzelt und der Laib mit Massagen und Waschungen erfreut.
Beim Schauessen sind die Gäste inmitten des theatralischen Geschehens. Auf den Tellern werden sowohl auserlesene Speisen, als auch Skulpturen, Texte und Duftobjekte gereicht. Die Kellner servieren u.a. Gedichte, Massagen und Gesaenge. Die Speisenfolge wird durchflochten von Skulpturenprozessionen, Tänzen, Feuerwerk und Aktionen im ganzen Raum.
Schauessen waren schon im alten Ägypten bekannt und wurden auch in Europa, vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert hinein zelebriert. Bekannte Künstler, wie z.B. Leonardo da Vinci und Goethe wurden eingeladen, jeweils einen Gang zu dem Thema des Abends zu komponieren.
Wir benutzen das gleiche Prinzip: zeitgenössische Künstler, Musiker, Parfümöre, Köche, Bildhauer, Poeten werden zusammen arbeiten und jeder wird einen Teil des Abends gestalten.
Vor einigen Jahren haben wir in Deutschland eine Serie Schauessen inszeniert, ' DAS RESTAURANT DER 7 SINNE DER ALTMUTTER HELENE VON MOSGENSTEIN', nach einem mittelalterlichen Text, bearbeitet von Ernst Born, dann das 'ASTROEROTISCHE KOSMOPOZÖNE FESTMAHL mit Texten von Thomas Kling und das ' SCHAUESSEN AUF LEBENDEN TISCHEN '. Diese Inszenierungen stießen auf große Begeisterung und es wurde über sie u.a. im STERN, bei GOURMET und in vielen Fernsehsendungen berichtet.
Augenblicklich arbeiten wir an einem neuen Schauessen:
Gastgeber ist ein anatolischer Undergroundfürst mit seinem kriminellen Clan. Ein Fest frei von guter Erziehung, voll von Poesie der Armut, Tanz am Abgrund, Vanitas- Vergänglichkeit, Grausamkeit und großem Mundwerk.
Wer von Euch möchte nicht schon, seit Kindheit an, zusammen mit den 40 Räubern am brüllenden Feuer sitzen, mit Gänsehaut und Hammelkeule? Wer träumt nicht davon , in einer langen Nacht voller Sterne, in die gnadenlose Poesie des Orients einzutauchen, wo Rosen nach Sprengpulver duften und schnauzbärtige Bäuche tanzen? Wer möchte nicht von schwer bewaffneten Eunuchen ins Niemandsland entführt werden? Wer möchte nicht vom rechten Weg abgebracht werden?
Der Padischa, der Sonnengott aus Adana, schießt Euch gebratene Hühner vom Himmel. Schon nach dem ersten Aperitif, steht der Tisch schief. Gießt mir Alkohol aufs Hemd und zündest an, damit es brennt. Es wird getanzt, Du und die hohen Herren und die Mutter und Osman. die 'süße Ballerina', zart wie Porzellan aus China. Sie hat den Schnurrbart im Täschchen versteckt, zusammen mit nem Fläschchen Sekt. Die Klarinette heult...Yusuf schlägt die Saz. Ach es klimpern ihre Wimpern und die Sehnsucht hupt von hinten.
Es werden Düfte serviert, Nelken, Pfeffer, Weihrauch, Zeder und parfümiertes Rückenleder...Das auf und ab der Muskeln, kreiert auch Duftkarpuskeln. Skulpturen aus Wüstenrosen werden durch den Raum getragen. Dann feinstes Futter aus Sultans Küche und noch ein Teller extra. Tischdecke aus Zeitungspapier. Komm lass uns fressen, saufen, kochen, auch Dicke sind im Grab nur Knochen.
Ein Gedicht von Dschalaluddin Rumi, roter Wein, ein Blick.
Wir sind Idioten juchei
blöd wie ein Spiegelei!
Prozession der Beutestücke. Plötzlich Überfall der Gendarmerie. Wir kämpfen.
Bei unserm Abendmahl, sind die Messer aus Stahl....danach kommt das Süße.
Beiß in das pralle Marzipan und schluck den Puderzuckerschwan. Schokoladenskulpturen.
Massagegang. Mehmet küsst Euch den Flaum im Nacken und lässt ganz fein
alle Knöchelchen knacken. Wenn Euch die Bären den Rücken kraulen, dürft
ihr schreien und auch jaulen.
Am Ende ist aus Feuer die Signatur, alles soll brennen rund um die Uhr.
Feuerwerk, flambierter Kaffee, brennende Herzen und glühende Masken.
Der Magen hängt mir auf dem Haar, ich bin besoffen, wunderbar! Es drehn
sich Stuhl und Wasserpfeife, wenn ich nach den Sternen greife.